Informationen und Entscheidungshilfen zur Organspende

 

Sundern. Mit dem wichtigen gesellschafts- und gesundheitspolitischen Thema, der Organspende und Organtransplantation, beschäftigten sich jetzt Mitglieder und interessierte Gäste der sozialdemokratischen Arbeitsgemeinschaft 60plus Sundern im Hof Café. Überzeugend, emphatisch und sachkundig wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über das sensible Thema durch Frau Dr. Ebru Yildiz (Geschäftsführerin am Westdeutschen Zentrum für Organtransplantation Essen) und Herr Holger Kraus (Transplantationsbeauftragter am Universitätsklinikum Essen) informiert.

Manfred Schlicker (Vorsitzender der AG 60plus) erinnerte in seiner Begrüßung daran, dass im Dezember 1967 die weltweit erste Herztransplantation an einem Menschen durchgeführt wurde und dass damals die Menschen gebannt nach Südafrika schauten und diese medizinische Sensation bestaunten.

Betroffene berichten – Spendenbereitschaft muss steigen

Die Sunderner Michael Kuse und Lars Winter berichteten über ihren persönlichen und teilweise langen Weg auf der Dringlichkeitsliste hin zur Transplantation und über ihr Leben mit den neuen, lebensrettenden Organen.

Die Zahlen, Daten und Fakten die von Dr. Yildiz und Holger Kraus vorgetragen wurden, machten schnell deutlich, dass in Deutschland die Bereitschaft zur Organspende, im weltweiten und europäischen Vergleich, als problematisch zu sehen ist. So ist z. B. die Spendenbereitschaft in Spanien, bedingt auch durch gesetzliche Regeln, rund viermal höher als in Deutschland.

Zahl der Organspender reicht nicht aus

Über 9.000 Menschen warten in Deutschland derzeit auf ein Spenderorgan. 2020 spendeten 916 Menschen nach dem Tod ihre Organe. Nahezu 3.000 Patientinnen und Patienten konnten so mit einem lebensnotwendigen Transplantat versorgt werden. Die Zahl der Organspenderinnen und -spender reicht jedoch bei weitem nicht aus. Täglich versterben Patientinnen und Patienten, während sie auf ein passendes Organ warten.

Die klar strukturierte Vorgehensweise, so Holger Kraus, legt fest, dass, nur wenn eine eindeutige Zustimmung zur Organspende vorliegt und zwei unabhängige Ärztinnen oder Ärzte den unumkehrbaren Funktionsverlust des gesamten Gehirns festgestellt haben, die rechtliche Grundlage für eine Organspende erfüllt ist.

Keine Altersgrenze

Nur wenige Erkrankungen, ergänzte Frau Dr. Yildiz, schließen eine Organspende generell aus. Sofern die Organfunktionen nicht dagegensprechen, können z.B. Leber und Nieren auch bei älteren Menschen noch für eine Transplantation entnommen werden. Eine strikte Altersgrenze gibt es nicht.

Entscheidungshilfen vorgestellt

In der lebhaften und interessanten Diskussionsrunde wurde deutlich, dass aktuell nur durch viele Aufklärungsgespräche Unsicherheiten beseitigt und die Akzeptanz zur Organspende verbessert werden kann.

 

Der Transplantationsbeauftrage machte darauf aufmerksam, dass die Bereitschaft zur Organspende durch den Organspenderausweis dokumentiert werden sollte um damit seinen Angehörigen eine oftmals schwierige Entscheidung zu erleichtern. Jeder Mensch, so Holger Kraus, sollte den Mut haben, seine Entscheidung, ob ja oder nein zur Organspende zu dokumentieren.

Einig waren sich die Gesprächsteilnehmer darüber, dass es noch viele weitere Informationen und Gespräche – auch im politischen Raum – geben muss, damit die Spendenbereitschaft verbessert wird. Denn Jeder, so die Vorstandsmitglieder der AG 60plus, könnte einmal auf eine derartige medizinische Hilfe angewiesen sein.