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Mehrwert für Forschung – für alle über Internetportal verfügbar!
Arnsberg. Die Trennung von Dokumenten aus dem Archiv der Landstände in Arnsberg hat eine 200jährige Geschichte: Rund 90 Prozent der Archivalien sind schon im 19. Jahrhundert zum heutigen Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen nach Münster gekommen. Rund zehn Prozent der Bestände, darunter wertvolle Protokolle aus den Landtagsversammlungen der Landstände in Arnsberg, sind am Ort ihres Entstehens verblieben. Ganz konkret im Rittersaal des Alten Rathauses in Arnsberg fanden Jahrhunderte lang bis 1803 die Versammlungen statt, die von Schreibern eifrig mitgeschrieben wurden. Die gemeinsame Anstrengung des Landesarchivs NRW in Münster sowie des Stadt- und Landständearchivs in Arnsberg hat jetzt eine komfortable digitale Verfügbarkeit der Unterlagen ermöglicht. Das Projekt ist von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 129.000 Euro unterstützt worden. Personelle Dienstleistungen im Wert von rund 60.000 Euro steuerte noch einmal das Landesarchiv Münster hinzu.
Würdigung der Arbeiten
Im Rittersaal des Alten Rathauses in Arnsberg würdigten jetzt Regierungspräsident Hans-Josef Vogel und der Arnsberger Bürgermeister Ralf Paul Bittner im Beisein der Leiter der beteiligten Archive, Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup (Münster) und Michael Gosmann (Arnsberg), die für die Dokumente aus Arnsberg bereits abgeschlossenen Arbeiten. „Viele Menschen sind hier vom Angebot des Stadtarchivs fasziniert“, so Bürgermeister Ralf Paul Bittner, man sei mit viel Herzblut bei der Sache. Das Projekt sei bestens angelaufen und habe Prozesse modern gestaltet und die Tradition dabei bewahrt, so Bittner weiter. Der Arnsberger Bürgermeister lobte den digitalen Mehrwert, der durch die Erfassung historischer Schriften erreicht werden kann.
37 Kilometer Akten noch zu bearbeiten
Die Leiterin der Abteilung Westfalen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup, beschrieb ihre Arbeit in Münster, deren Schwerpunkt inzwischen die Digitalisierung der Dokumente sei. Vor dem Landesarchiv steht noch eine große Aufgabe: Erst 6,3 Prozent aller zu erfassenden Unterlagen sind bislang digitalisiert worden, und es warten noch rund 37 laufende Kilometer Akten, die zu digitalisieren sind. Die jetzt schon erreichte digitale Zusammenführung ist aber bereits ein Erfolg, so Prof. Dr. Veldtrup. Warum ein Teil der Akten aus Arnsberg nicht in Münster angekommen ist, bleibt nach Aussage der Forscherin aber unklar. Ob das Material aus „Fach 2“ der Archiv-Bestände in Arnsberg absichtlich oder zufällig nicht beim Abtransport berücksichtigt wurde, kann derzeit nicht geklärt werden.
Den Forschenden im Land bringt die Zusammenführung dieser wichtigen historischen Dokumente nach über 200 Jahren Trennung nun aber einen großen Vorteil: In einem weit gestreuten Archivbezirk für das Landesarchiv NRW in Münster müssen Interessierte jetzt nicht mehr von Standort zu Standort reisen. Alle digitalisierten Unterlagen sind über die Homepages des Landesarchivs und des Stadtarchivs nun von jedem Ort der Welt aus einsehbar. „In Arnsberg hängt man an seiner Geschichte“, so Prof. Black-Veldtrup, das sorge bei ihr für viel Verständnis und große Sympathie und sei ein wichtiger Treiber für die Umsetzung des Projektes mit Arnsberg gewesen.
Der Leiter des Stadt- und Landständearchivs in Arnsberg, Michael Gosmann, beschrieb den Nutzen anhand von praktischen Beispielen: So habe die Veröffentlichung von Akten über die Homepage des Landesarchivs dazu geführt, dass der Verfasser eines alten Kaufmannsbuchs aus den Beständen des Stadtarchivs durch Kontakt von außen ausfindig gemacht werden konnte. Die digitalisierten Objekte sind in der Regel im Original zu sehen, eine hochdeutsche und damit für alle leserliche Übersetzung der Texte gibt es aber noch nicht. An Techniken, eine automatische Übersetzung zu ermöglichen, wird derzeit noch geforscht. „Die Forschung für Interessierte hat mit der Digitalisierung der Dokumente auf jeden Fall einen Riesensprung gemacht“, so der Leiter des Stadtarchivs Michael Gosmann. Besonderes Interesse finden bei den Anfragen und Zugriffen vor allem alte Steuer-Listen, die Familien-Forscher*innen wertvolle Informationen geben können.
Hintergrund:
Auf die Angebote der Internetseite hat es in einem Jahr bereits rund 16.000 Zugriffe von 453 Nutzern (IP-Adressen) gegeben
Rund 5.800 Akten sind schon digitalisiert worden, den größten Teil machen Dokumente aus den Beständen der Landstände aus
So genannte Schatzungslisten, die für die regionale Bevölkerungsgeschichte interessant sind, werden seit 1573 im Archiv geführt
Als Unterstützung zur Recherche in den alten Dokumenten stehen so genannte Findbücher bereit, die auch im Netz zu finden sind
Persönlichkeitsreche werden durch die Digitalisierung nicht berührt: Zur Verarbeitung kommen nur Dokumente, die keinen Schutzfristen mehr unterliegen
(Quelle: Stadt Arnsberg)