Vor allem im Len­ne­tal feh­len Hausärzte

28. Februar 2015
von Redaktion

Ärzt­li­che Ver­sor­gung The­ma im Gesund­heits- und Sozialausschuss

Vor allem im Lennetal fehlen Hausärzte. Foto: Derian/Märkischer Kreis

Vor allem im Len­ne­tal feh­len Haus­ärz­te. Foto: Derian/​Märkischer Kreis

Mär­ki­scher Kreis. (pmk). Mehr als zwei Stun­den beschäf­ti­gen sich die Mit­glie­der im Aus­schuss für Gesund­heit- und Sozia­les mit dem The­ma ärzt­li­che Ver­sor­gung im Mär­ki­schen Kreis. Dazu hat­ten sie drei Exper­ten eingeladen.

„Die haus­ärzt­li­che Ver­sor­gung wird an eini­gen Stel­len im Mär­ki­schen Kreis zuneh­mend dünn“. Das sag­te Ans­gar von der Osten, bei der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung West­fa­len-Lip­pe (KVWL) zustän­di­ger Lei­ter für die Zulas­sung und Sicher­stel­lung. Er nann­te die Rah­men­be­din­gun­gen: 1.671 Ein­woh­ner pro Haus­arzt. Im Mär­ki­schen Kreis gebe es gra­vie­ren­de Unter­schie­de. Im Len­ne­tal, spe­zi­ell in Alte­na, lie­ge die Ver­sor­gungs­quo­te gera­de ein­mal bei 75 Pro­zent. In Plet­ten­berg sei sie gut, in Mein­erz­ha­gen und Kiers­pe knapp. „Iser­lohn steht mit 110 Pro­zent sehr gut da“, so von der Osten.

 

Mit einer Quo­te von eben­falls 110 Pro­zent sei der gesam­te Kreis mit Fach­ärz­ten über­ver­sorgt. Vor allem Iser­lohn, Lüden­scheid und Men­den stün­den beson­ders gut da. Unter­durch­schnitt­lich, im Ver­gleich zum gesam­ten Ver­sor­gungs­ge­biet West­fa­len-Lip­pe, sei dage­gen die Inan­spruch­nah­me der Fach­ärz­te durch die Pati­en­ten. Dra­ma­tisch sei auch die Alters­struk­tur der Haus­ärz­te. In der Regi­on Alte­na sei bei­spiels­wei­se nur ein Arzt von ins­ge­samt elf jün­ger als 55 Jah­re, in Wer­dohl und Umge­bung sogar nur einer von 17. Von der Osten: „Nie­der­ge­las­se­ner Haus­arzt ist noch immer eine inter­es­san­te Berufs­op­ti­on für die Zukunft ange­hen­der Mediziner.“

 

„Die Kran­ken­häu­ser wer­den die Ver­sor­gung in Zukunft ohne Haus­ärz­te nicht sicher­stel­len kön­nen“, argu­men­tier­te Dr. Mar­tin Juncker, nie­der­ge­las­se­ner Arzt im Kreis Olpe und Lei­ter der Bezirks­stel­le Lüden­scheid der Kas­sen­ärzt­li­chen Ver­ei­ni­gung. Die Nach­be­set­zung der frei­wer­den­den Pra­xen müs­se jetzt Vor­rang vor Zuwachs haben. Juncker ließ kei­nen Zwei­fel dar­an, dass die Pati­en­ten mobi­ler wer­den müss­ten und sich auf län­ge­re Wege ein­zu­stel­len hätten.

 

Die Höhe der Hono­ra­re und damit des Ein­kom­mens sei zwar wich­tig, aber für ange­hen­de Medi­zi­ner nicht nur aus­schlag­ge­bend. Juncker: „Die sub­ti­le Miss­trau­ens­kul­tur gegen­über den medi­zi­ni­schen und pfle­ge­ri­schen Beru­fen sowie die zuneh­men­de Büro­kra­tie schreckt vie­le eher ab sich nie­der­zu­las­sen.“ Juncker for­der­te von der Poli­tik eine Reform des Zugangs zum Medi­zin­stu­di­um, die Abschaf­fung der War­te­se­mes­ter, Zuschüs­se für die Wei­ter­bil­dung der Ärz­te, eine Kom­mu­na­le För­de­rung von medi­zi­ni­schen Ver­sor­gungs­zen­tren, die Ein­bin­dung der Indus­trie, weil auch den Betrie­ben an gesun­den Mit­ar­bei­tern gele­gen sein müs­se, sowie die Unter­stüt­zung bei der Job­su­che für die Ehe­part­ner der Medi­zi­ner. Zusam­men­fas­send erklär­te Dr. Mar­tin Juncker: „Wir brau­chen alle Anstren­gun­gen, um das schon vor­han­de­ne Dilem­ma zu beseitigen.“

 

Wie es gehen kann, zeig­te Ingo Jaschies den Gesund­heits- und Sozi­al­po­li­ti­kern des Krei­ses auf. Der 51-Jäh­ri­ge ist Geschäfts­füh­rer des Gesund­heits­cam­pus Sauer­land im ehe­ma­li­gen Bal­ver St. Mari­en-Hos­pi­tals. Im geschlos­se­nen 120-Bet­ten-Haus der Katho­li­schen Hos­pi­tal­ver­ei­ni­gung haben sich Haus- und Fach­ärz­te sowie pfle­ge­ri­sche- und medi­zi­ni­sche Ser­vice-Anbie­ter zusam­men­ge­schlos­sen. Jaschies: „Wir haben jeden Monat einen Pati­en­ten-Zuwachs. Von den vor­ge­fun­de­nen 5.000 Qua­drat­me­tern Flä­che sind 3.000 Qua­drat­me­ter ver­mie­tet.“ Dr. Mar­tin Juncker zum Gesund­heits­cam­pus Sauer­land: „Bal­ve ist ein vor­bild­li­ches Modell für das Süd­sauer­land und wird Schu­le machen. Die ärzt­li­che Ver­sor­gung dort ist für die nächs­ten 30 Jah­re sicher­ge­stellt.“ Einig waren die alle Aus­schuss­mit­glie­der, dass man die­ses für die Kreis­be­völ­ke­rung wich­ti­ge The­ma wei­ter im Focus behal­ten müsse.

 

Mit deut­li­cher Mehr­heit abge­lehnt wur­den zwei Anträ­ge der Frak­ti­on Die Lin­ke. Die hat­te für die Über­nah­me der Miet­kau­ti­on von Hartz-IV-Bezie­hern bei einem Woh­nungs­wech­sel auf­grund eines Miet­sen­kungs­ver­fah­rens plä­diert und um eine Aus­wer­tung der Daten von Leis­tungs­be­zie­hern gebe­ten, die ihre Mie­te aus dem eige­nen Regel­be­darf auf­sto­cken müs­sen. Der manu­el­le Auf­wand dafür sei von den Mit­ar­bei­tern des Job­cen­ters nicht leist­bar, ent­geg­ne­te Vol­ker Schmidt, beim Kreis zustän­di­ger Fach­be­reichs­lei­ter Gesund­heit, Sozia­les und Ver­brau­cher­schutz. Schmidt: „Dafür bräuch­ten wir zwölf zusätz­li­che Stellen.“

 

Einen ver­bes­ser­ten Zugang zum Gesund­heits­sys­tem für Flücht­lin­ge, etwa durch die Aus­ga­be einer Chip-Kar­te einer gesetz­li­chen Kran­ken­kas­se, stre­ben die Bünd­nis­grü­nen im Mär­ki­schen Kreis an. Nach dem Asyl­be­wer­ber-Leis­tungs­ge­setz sei­en dafür aber die Städ­te und Gemein­den zustän­dig, erklär­te Vol­ker Schmidt. Die Grü­nen zogen ihren Antrag zunächst zurück.