Verwirrspiel um Sahra Wagenknecht

Soest. Seit dem Umzug der Linkspartei von der Thomästraße an das Ulrichertor, prangt stolz das Schild „Wahlkreisbüro Sahra Wagenknecht“ an der Tür. Wo ist sie – und wenn ja, wo noch?, möchte man abgewandelt mit Richard David Precht fragen. Oder: Liegt Soest in Niedersachsen?

Dass ihr „Wahlkreisbüro“ in Soest nur ein „Bürgerbüro“ und also ein Etikettenschwindel ist und irgendwelche Kriterien dafür nicht bekannt sind, lässt schon stutzig werden. Zumal ihr offizielles Büro für Düsseldorf ausgewiesen wurde. Schon das verwundert, da sie im Saarbrücken Umland gemeldet ist. Aber man kennt das ja. Sie kandidierte schon 1998 in Dortmund, ohne dort je gewohnt zu haben. Die Wahlregularien machen das möglich.

Nun hören wir aktuell vom Paukenschlag beim Landtagswahlkampf in Hannover. Dort nämlich soll Wagenknecht mit Regierungsverhandlungen beauftragt werden, falls die Linkspartei – was seit ihres Eingreifens in den Wahlkampf immer wahrscheinlicher wird – über 5% kommen sollte. Doch: wie dauerhaft ist das? Der Spiegel schreibt jetzt über die „Last-Minute-Geheimwaffe“: „Die versierte Bundespolitikerin als starke Linke an der Leine? Unwahrscheinlich. Ihr Engagement soll die Genossen über die Fünfprozenthürde hieven – und die eigene Karriere befördern.“ So scheint es wohl. „Postergirl der Linken“ höhnt der SPIEGEL dazu, während sie andere die neue „Inflationsheilige“ oder Wahrer Sagenknecht nennen.

Vorgestern in Dortmund, gestern in Düsseldorf, heute in Hannover, morgen in Soest und übermorgen dort, wo man sie wieder einsetzt um Stimmen zu holen? Wahlkreishoppen ist etwas anderes als eine Verwurzelung und ein Engagement im Interesse der heimischen Bürger