Gutachten zur Wildunfallsituation im Märkischen Kreis

 

Märkischer Kreis. (pmk). Das Modellprojekt zur Vermeidung und Reduzierung von Wildunfällen im Märkischen geht in die zweite Phase. Im vergangenen Jagdjahr (1.4.2011 bis 31.3.2012) fielen auf den Straßen im Märkischen Kries 610 Rehe und 59 Wildschweine dem Autoverkehr zum Opfer. In Zusammenarbeit mit der Kreispolizeibehörde, der Kreisjägerschaft und dem Märkischen Kreis hat die Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadensverhütung des Landesbetriebs Wald und Holz NRW das Straßenumfeld an 10 Wildunfallschwerpunkten (WUS) im Kreis untersucht: Der Wildbiologe und Landschaftsökologe Frank Heute kartierte und analysierte Wildwechsel, das Angebot von Äsung und Deckung, forstliche/landwirtschaftliche Bewirtschaftung und topografische Besonderheiten.
 
Wildunfälle ereignen sich während des ganzen Jahres, häufen sich aber im April/ Mai sowie im Oktober/November. Im Tagesverlauf passien die meisten Wildunfälle zwischen 5 und 8 Uhr sowie zwischen 17.30 und 23.30 Uhr. Im Umfeld von Wildunfallstellen befinden sich häufig Dickungen, in denen Wild bei Tag Zuflucht findet. Fährtendichte, Gebräch und Verbiss im Umfeld der Unfallstellen weisen auf hohe lokale Wilddichten hin.
 
Für 22 Reviere, die im Bereich von Wildunfallschwerpunkten liegen, wurden die Strecken für Reh- und Schwarzwild und der Anteil von Verkehrsverlusten und sonstigem Fallwild ermittelt. Die Gutachten der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung enthalten Bejagungsempfehlungen für Reviere mit hoher Wild-unfallrate. Zum Beispiel wird empfohlen, so viele Schmalrehe und Rehböcke wie möglich bereits im Mai zu erlegen. Die Wanderungen von Schmalrehen und Jährlingen im Mai/Juni sind eine Hauptursache für vermehrtes Fallwild. Besonders wichtig sei auch die vollständige Erfüllung des Abschusses beim weiblichen Rehwild. Ricken, Schmalrehe und Kitze sollten bereits im September intensiv bejagt werden.
 
In größeren zusammenhängenden Wäldern ist die Erfüllung des Abschusses durch die Einzeljagd nahezu unmöglich. Stattdessen sollten sorgfältig geplante Gesellschaftsjagden durchgeführt werden. Diese sind meist sehr effizient und können wesentlich zur Minderung von Jagddruck und Wildunfallaufkommen beitragen. Das gilt auch für die Bejagung des Schwarzwildes. Beim Schwarzwild sollten die Jäger außerdem Frischlinge, die ganzjährig bejagt werden dürfen, bei jeder sich bietenden Gelegenheit erlegen. Als weitere Unfallverhütungsmaßnahmen werden in den Gutachten u.a. das Roden der Böschungsvegetation, die Rodung von Sichtbarrieren, die Anbringung von Wildwarnreflektoren und die Aufstellung von Warnschildern genannt.
 
Auf der Basis der Handlungsempfehlungen will die Untere Jagdbehörde des Märkischen Kreises im kommenden Frühjahr mit den Jagdausübungsberechtigten Lösungsmöglichkeiten zur Verminderung der Wildunfälle besprechen.
 
Im Rahmen des Modellprojektes hat der Fachdienst “Geografische Informationssysteme der Kreisverwaltung die Wildunfälle, die sich seit 1997 auf den klassifizierten Straßen im Märkischen Kreis ereignet haben, anhand von Daten der Polizei in einer Karte dargestellt. Diese Karte kann auf der Homepage des Märkischen Kreises www.maerkischer-kreis.de, Stichwort ‘Wildunfälle’ eingesehen werden.