„Blinden Fans ein Auge schenken“

Frank Breuers ist Reporter für Blinde und Sehbehinderte bei Fortuna Düsseldorf – auch beim Willinger Weltcup-Skispringen wird er kommentieren
Düsseldorf. Als Frank Breuers vor knapp fünf Jahren davon hört, dass Reporter für Fußballspiele von Fortuna Düsseldorf für blinde- und sehbehinderte Fans gesucht werden, war er schnell begeistert. „Ich arbeite ja schon viele Jahre im Presseteam beim Willinger Skispringen mit, auch wenn das vielleicht nicht gerade die perfekte Referenz für einen Reporterjob war. Trotzdem habe ich es probiert“, sagt der 47-Jährige. Es folgte ein Bewerbungsgespräch – und seit Januar 2011 ist er nun dabei, kommentiert mit vier Kollegen für die blinden und sehbehinderten Fans die Spiele live aus der Esprit-Arena. Neben Breuers Mikrofon gehören noch Kopfhörer mit Transpondern zur Ausrüstung. „Das funktioniert ähnlich wie im Museum“, sagt der Düsseldorfer. Und die Ausrüstung kann unkompliziert in einem aufladbaren Koffer untergebracht werden, „so sind wir auch nicht an einen bestimmten Ort gebunden, sondern mobil“.
Und genau deswegen wird Frank Breuers auch beim Weltcup Anfang Januar 2016 in Willingen mit dabei sein – Freitag und Samstag wie viele Jahre zuvor im Presseteam, am Sonntag dann von einer Sprecherkabine aus. Denn: Beim Springen dieses Jahr kam die Frage auf, ob er nicht einmal Stadion gegen Schanze tauschen wolle. „Mit dieser Frage habe ich mich auch ziemlich lang beschäftigt, weil ich beim Springen ja eigentlich schon einen festen Job habe.“ Doch dann hat Breuers den Vorschlag seinem Reporter-Team unterbreitet – und Stefan Felix (Foto mit Frank Breuers), der gleichzeitig sehbehinderter Blindenbeauftragter und auch Nutzer ist, fand die Idee gut. „Ich wollte dann wenigstens eine zweistellige Zahl an Blinden für Willingen zusammen bekommen“, sagt Breuers. Und das hat auch geklappt: Am 10. Januar 2016 wird der Mannschaftsbus der Fortuna mit 14 Blinden beziehungsweise Sehbehinderten und deren Betreuern in Willingen vorfahren. An der Mühlenkopfschanze wird Frank Breuers dann gemeinsam mit Andrej Myrokis das Springen kommentieren. Seine Zuhörer werden auf der Sitztribüne Platz nehmen. „Wir machen das genauso wie bei den Fußballspielen zu zweit, damit keine Langeweile aufkommt. Und gleichzeitig ist das auch ein bisschen Entlastung, wenn du nicht alleine bist.“ Seine Fußballzuhörer sind mehr als angetan, als sie hörten, dass es im Januar die nicht alltägliche Möglichkeit gibt, nach Willingen zum Skispringen zu fahren. „Das ist eben mal was ganz anderes“, so Breuers, der auch Tischtennis und Eishockey und sogar den Düsseldorfer Rosenmontagszug auf der AOK-Tribüne kommentiert und dem sein ehrenamtlicher Job sehr am Herzen liegt: „Die Leute freuen sich sehr über die Arbeit, die wir abliefern. Und so können wir ein wenig helfen, für ein barrierefreies Miteinander an unserem Leben teilzunehmen und unseren Zuhörern zumindest für eine gewisse Zeit unsere Augen schenken.“

In den nächsten Tagen wird der Düsseldorfer in die Vorbereitung fürs Skispringen einsteigen. „Ein paar Hintergrundinfos muss man ja schon parat haben, auch wenn es hauptsächlich darum geht, was live vor Ort passiert, zu beschreiben.“ Die Nervosität steige auf jeden Fall von Tag zu Tag: „Es ist eine ganz neue Herausforderung, aber ich freue mich auch schon darauf.“
Vor mehr als 30 Jahren ist Breuers übrigens das erste Mal ins Upland gekommen. „Durch die Empfehlung eines Sängerfreundes meines Vaters sind wir nach Willingen gekommen. Der sagte, dass es dort auch über Ostern Schnee geben würde.“ Und dann ist Breuers im Hotel von Thomas Behle gelandet, einem der drei Präsidenten des SC Willingen. Und der fragte ihn auch, ob er nicht 1995 beim ersten Weltcup-Springen helfen wolle. Seit dem ist Frank Breuers bei jedem Springen dabei gewesen, erst im Festzelt, dann in einer Würstchenbude – und seit vielen Jahren im Presseteam. Das Skispringen habe ihn schon immer interessiert. „Und wenn du wie in Willingen von Anfang an dabei bist, ist das schon was ganz besonderes.“ Der Blick hinter die Kulissen, so nah dran zu sein und zu wissen, was dort alles auf die Beine gestellt wurde, machen für ihn die Faszination des Mitmachens beim Skispringen aus. Und wenn er am Skisprung-Sonntag erstmals das Geschehen vor Ort kommentiert, wird seine Verlobte Sandra Herstix für ihn einspringen. Denn auch sie hat Skiclub-Mitglied Breuers vor einigen Jahren für die Arbeit im Presseteam begeistern können – und genauso wird er auch die Blinden und Sehbehinderten mit seiner Arbeit aus der Sprecherkabine heraus vom Skispringen überzeugen.
Friedrike Göbel – Pressechefin SCW